SimulTrans Lokalisierungs-Blog

Fünf Tipps für die chinesische Lokalisierung

Geschrieben von Stefan Thiele | 25.04.2018 11:12:04

Die Menschen des bevölkerungsreichsten Staates der Erde geben immer mehr Geld aus. 56 Prozent aller Chinesen nutzen bereits heute das Internet. Laut einer Studie von McKinsey wird allein die Mittelschicht im Jahr 2020 eine Stärke von rund 400 Millionen Einwohnern erreichen. Es ist diese neue treibende Kraft, die eine immense Auswirkung auf die globale Wirtschaft haben wird.

Haben Sie sich schon mit dem Potenzial des chinesischen Markts befasst? Haben Sie erfahren, wieso das Reich der Mitte so eine zentrale wirtschaftliche Bedeutung für das nächste Jahrzehnt einnimmt? Dann empfehle ich Ihnen, neben den möglichen wirtschaftlichen Motiven bei der Lokalisierung Ihres Marketing-Mixes, weitere wichtige Aspekte zu berücksichtigen. Diese im Auge zu behalten kann für den kommerziellen Erfolg Ihres Unternehmens in China entscheidend sein.

Hier sind fünf gute Gründe, warum die Lokalisierung Ihrer Materialien für den chinesischen Markt so wichtig ist:

1. Suchmaschinenoptimierung (SEO):

Während die Suchmaschine von Google ungefähr 79 Prozent der weltweiten Suchanfragen erhält, ist Baidu in China mit etwa 69 Prozent Anteil im Bereich der Suchmaschinen marktführend. Eine Anpassung und Optimierung für Baidu ist damit so gut wie unumgänglich. Auch SimulTrans kann auf Baidu gefunden werden:

2. Farbverständnis:

Global betrachtet unterscheiden sich die Farbanmutungen sehr häufig, so auch die kulturbedingte Bedeutung beim Einsatz von Farben in China. In westlichen Nationen steht Rot oftmals für die Liebe. Rot wird dort jedoch auch als Warn- und Signalfarbe eingesetzt und kann auch für Aggression stehen. In China steht Rot für Freude, Glück sowie Ruhm und wird durchweg positiv wahrgenommen. Ganz gegenteilig wird Weiß von Chinesen wahrgenommen. Diese Farbe steht hier für Trauer und Tod, während sie in den westlichen Nationen die Unschuld charakterisiert und nicht mit Trauer verbunden wird. Sie merken schon, ein auf China zugeschnittenes und ausgereiftes Design ist nicht zu vernachlässigen. Dazu gehören so einleuchtende Dinge wie die Gestaltung der Website, Produktflyer und des Firmenlogos, aber eben auch oftmals vernachlässigte Aspekte wie die Farbe der Produktkartonagen, Visitenkarten oder des Produktdesigns, wie etwa die Oberfläche der Software.

3. Informationsdarstellung:

Gerade westliche Kunden empfinden chinesische Werbemedien (Websites, Flyer, Reklametafeln, Broschüren usw.) als unaufgeräumt, reizüberflutend und teilweise sogar chaotisch. Dies ist auf eine andere Wahrnehmung sowie ein anderes Verständnis für Informationsbeschaffung zurückzuführen. Diese Unterschiede in der Verarbeitung bringen Konsequenzen in der Gestaltung mit sich. Das Ursache-Wirkungs-Denken der westlichen Welt führt dazu, dass sich die Menschen dort auf ein Hauptobjekt konzentrieren und die Randbereiche eher vernachlässigen. Ganz anders ist dagegen die Betrachtung mit chinesischem Auge: Hier wird der gesamte Darstellungsbereich geprüft und auch Randbereiche spielen eine große Rolle. Chinesische Konsumenten legen großen Wert auf eine ungefilterte Darstellung von Informationen. Deren Analyse, Zusammenfassung und Bewertung wird in Eigenregie erwünscht. Der Großteil westlicher Verbraucher erwartet derweil eine komprimierte und im besten Fall bereits priorisierte Darstellung der Informationen.

4. Unternehmensname:

Es kann sehr schwer werden, den Unternehmensnamen für den chinesischen Markt zu lokalisieren. In vielen Fällen leitet der westliche Name eines Unternehmens vom Namen des Gründers oder einem Wortspiel ab oder wurde frei erfunden, auch wird im Westen typischerweise ein sehr hoher Wert auf Aussagekraft und Potenzial für den Markenaufbau gelegt. Wenn Sie nun mit Ihrem Firmennamen an einen Marktstart in China denken, ist eine genaue Analyse des Namens zu empfehlen, um versehentliche ärgerliche Botschaften zu vermeiden.

Hier sind zwei Beispiele bekannter Marken:
Die phonetische Übersetzung von „Coca-Cola“ wurde einst mit „Kou-ke-kou-la“, also „beiße die Wachs-Kaulquappe“ angegeben. Mittlerweile wird die Botschaft „schmackhaft und glücklich“ durch die Übersetzung „Ke-kou-ke-le“ genutzt.
„Baoma“ bedeutet so viel wie „kostbares Pferd“ und ist die phonetische Übersetzung von BMW.

5. Lokale Bedeutsamkeit:

Sicherlich reicht eine hochwertige Übersetzung Ihrer Materialien allein für den chinesischen Markt nicht aus. Vielmehr geht es darum, auch Ihren Marketing-Mix und die damit verbundenen Marktkampagnen präzise und zielorientiert auf Ihre Kunden abzustimmen.
Die sehr populationsstarken Städte stellen mitunter schon eigene Märkte dar und sollten neben anderen Aspekten berücksichtigt werden.

  • Schätzungsweise 75 Prozent der chinesischen Wohlstandsbevölkerung werden im Jahr 2020 einen städtischen Wohnsitz haben.
  • Über 100 Metropolregionen haben heute bereits mehr als fünf Millionen Einwohner.
  • Die flächengrößte Stadt Chinas ist Chongqing und etwa so groß wie Österreich.

Allein anhand dieser Zahlen wird deutlich, wie bedeutsam chinesische Städte sind.
Kontaktadressen, Öffnungszeiten und auch Zertifizierungen sollten Sie unbedingt dem Zielmarkt anpassen. Ein deutschsprachiger Telefonsupport zu unüblichen Geschäftszeiten hilft Ihrem chinesischen Kunden nicht weiter.
Auch gilt es, die Eignung von Referenzkunden für China zu prüfen. Können Sie chinesische Kunden im Portfolio nachweisen? Nutzen Sie gerne diese Referenzen.

Darüber hinaus gibt es viele weitere Sichtweisen und Perspektiven zu berücksichtigen.
Schlagworte hierfür können sein:

  • Währung
  • Symbolik
  • Schriftzeichen
  • Namensformatierung
  • Adressformatierung

Festzuhalten ist, dass eine Geschäftsanbahnung in China dann erfolgreiche Aussichten hat, wenn Sie Ihren Zielmarkt mit maßgeschneiderten Lösungen ansprechen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen ein paar gute Gründe geben konnte, warum sich eine professionelle Lokalisierung für den chinesischen Zielmarkt lohnt.