SimulTrans Lokalisierungs-Blog

Wie lange dauert die Übersetzung eines Projekts?

Geschrieben von Ihrem SimulTrans-Team | 22.05.2018 09:36:25

Man hört überall, dass der übliche Durchsatz eines professionellen Übersetzers bei etwa 2.000 übersetzten Wörtern pro Tag liegt. Dies sollte jedoch nur als grober Anhaltspunkt für ein Übersetzungsprojekt betrachtet werden, da diese Zahl je nach Art des Inhalts, der Qualität der möglicherweise bereits vorhandenen Übersetzungen und des Kontextes sehr unterschiedlich (d. h. höher oder geringer) ausfallen kann.

Art des Inhalts

Die Übersetzung eines technischen Handbuchs unterscheidet sich selbstverständlich grundlegend von der Übersetzung einer medizinischen Gebrauchsanweisung oder eines Marketing-Textes. Ein solches Dokument kann aus relativ einfach verständlichen Sätzen bestehen, die mit normaler Geschwindigkeit übersetzt werden können. Ist der betreffende Übersetzer mit der entsprechenden Terminologie vertraut, kann er durchaus auch schneller arbeiten. Der Stil ist hier im Allgemeinen standardsprachlich, was bedeutet, dass nicht so viel Zeit aufgewendet werden muss, wie etwa für die Lokalisierung einer Marketing-Broschüre erforderlich wäre, bei der oft sehr viel kreativer gearbeitet werden muss und möglicherweise sogar Wortspiele erforderlich sein können.

Medizinische Inhalte sind ein sehr spezieller Bereich. Zum einen können Termini enthalten sein, die für ein korrektes Verständnis und die richtige Übersetzung sorgfältig recherchiert werden müssen. Das kann unter Umständen mehrere Stunden dauern. Noch wichtiger ist, dass gesundheitsbezogene Texte von sensibler Natur sind, bei denen es auf höchste Genauigkeit ankommt. Weil sie das Leben von Menschen beeinflussen können, muss mit der gebotenen Vorsicht gearbeitet und genügend Zeit eingeplant werden.

Der Inhalt eines Textes wirkt sind entscheidend auf den Liefertermin aus. In manchen Fällen kann ein 3000-Wörter-Text aus dem IT-Bereich mit normaler Schwierigkeit an einem Tag übersetzt werden, wohingegen ein Text mit 500 Wörtern und hoch speziellem medizinischen Inhalt ebenso lange dauern kann.

Qualität möglicher vorhandener Übersetzungen

Ein Übersetzungsprojekt kann sog. „Leverage“ enthalten, z. B. wenn Teile davon bereits in der Vergangenheit in einem TM (Translation-Memory) gespeichert wurden und diese bei der aktuellen Übersetzung wieder abgerufen werden. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn es sich um Updates von früher übersetzen Projekten handelt. Diese vorhandenen Übersetzungen können vom Kunden kommen oder wurden vielleicht von anderen Übersetzern erstellt, die ebenfalls für diesen Kunden arbeiten.

Leider sind vorhandene Übersetzungen nicht immer von optimaler Qualität, weshalb erfahrene Übersetzer oft Änderungen vornehmen müssen. Dadurch kann sich die Bearbeitungszeit schlussendlich erhöhen. Beispiel: Bei einem Projekt mit nur 200 neuen Wörtern und 800 Wörtern aus 100-Prozent-Matches des TMs könnte man annehmen, dass es ruckzuck fertig ist. Das ist jedoch nur dann der Fall, wenn die 100-Prozent-Matches verlässlich und nutzbar sind. Falls nicht, und wenn für alle Matches Änderungen anfallen, müssen weitaus mehr als 200 Wörter neu übersetzt werden.

Kontextinformationen

Übersetzer wissen besser als jeder andere, dass Kontextinformationen von enormer Wichtigkeit sind. Dazu gehört zuallererst eine Version des gesamten Quelldokuments, die als Vorschau angezeigt werden kann. Wenn ein Übersetzer ein Benutzerhandbuch übersetzen soll, braucht er Zugang dazu und muss die Grafiken und Abbildungen sehen können, die oft für das Verständnis der Textteile erforderlich sind.

Oft werden Übersetzer mit der Übersetzung langer Listen nicht zusammenhängender Softwarestrings beauftragt. Das kann sich als äußerst schwierig herausstellen, wenn diese nicht in einen bestimmten Kontext eingeordnet werden können. In dem Fall kann es von großer Hilfe sein, Zugang zu der zugehörigen Software zu haben. Es gibt viele Wörter, die je nach Kontext unterschiedliche Bedeutungen, einen anderen Genus oder eine andere Zeichensetzung haben, sowohl in der Ausgangs- als auch in der Zielsprache.

Je mehr nützliche Informationen dem Übersetzer zur Verfügung stehen, desto schneller kann er eine korrekte Übersetzung abliefern, ohne zahlreiche (und möglicherweise zeitaufwendige) Fragen an den Kunden zu stellen, um den vorliegenden Text überhaupt erst einmal zu verstehen.