SimulTrans Lokalisierungs-Blog

3 zu beachtende Faktoren beim Translation-Memory-Alignment

Geschrieben von Ihrem SimulTrans-Team | 06.07.2022 08:54:03

Translation-Memory-Systeme (TM) sind in der Übersetzungs- und Lokalisierungsbranche absolut unverzichtbar, wenn es darum geht, bereits übersetzte Texte im Rahmen neuer Projekte wiederzuverwenden bzw. auf diesen „aufzubauen“.  

Jede während eines Übersetzungsprojekts angefertigte Übersetzung wird in eine Translation-Memory-Datenbank hochgeladen. Diese Übersetzungen stehen dem Linguisten anschließend jederzeit entweder als 100-%-Matches oder Fuzzy-Matches zur Verfügung. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern sorgt ebenfalls dafür, dass die Übersetzungen über verschiedene Plattformen und Versionen hinweg sprachlich konsistent sind. 

Was bedeutet der Begriff Translation-Memory-Alignment?

Vereinfacht ausgedrückt ist mit dem Alignment von Translation Memorys nichts anderes gemeint, als dass ein Linguist eine Quelldatei (z. B. Englisch) und die dazugehörige Übersetzung (z. B. Französisch) nimmt und die Segmente einander zuordnet. Im Laufe dieses Prozesses wird ein Verzeichnis von Übersetzungseinheiten (ÜE) erstellt, welche anschließend als Translation Memory gespeichert werden und dadurch für zukünftige Übersetzungsprojekte genutzt werden können.

Kein Translation Memory

Wenn älteres vorhandenes Material (frühere Übersetzungen) nicht im TM-Format verfügbar ist, sind in der Regel XLIFF und TMX – beides XML-Dateien – die zwei am häufigsten verwendeten Dateitypen in der Branche. Ein fehlendes Translation Memory kann dabei mehrere Gründe haben. 

Bevor wir näher darauf eingehen, empfehlen wir Ihnen jedoch, zunächst einen Blick in einen unserer anderen Blogbeiträge zu werfen, in dem wir erläutern, warum die Erstellung eines Translation Memorys sinnvoll ist.

Mögliche Gründe:

  1. Die Übersetzungen wurden jeweils von Niederlassungen in verschiedenen Ländern angefertigt, die keinen Zugang zu TM-Systemen haben.
  2. Die Übersetzungen wurden von einem Sprachdienstleister angefertigt, der bei der Lieferung kein TM zur Verfügung gestellt hat.
  3. Die Übersetzungen wurden zwar von einem Sprachdienstleister angefertigt, jedoch mit Qualitätsmängeln. Zur Qualitätsverbesserung wurden Nachbesserung vorgenommen, allerdings nur in den übersetzten Dateien und nicht im TM. 

Bedeutet dies, dass sämtliche bereits geleisteten Arbeiten verloren sind und Sie komplett von vorne beginnen müssen? Keineswegs – in diesen Fällen können wir mithilfe eines Prozesses namens „Alignment“ Translation Memorys aus früheren Übersetzungen erstellen.

Automatisches Translation-Memory-Alignment

Zu Beginn des Alignment-Prozesses werden mithilfe eines der vielen auf dem Markt erhältlichen automatisierten Alignment-Tools eine Reihe von Quell- und Zieldateien in dieses hochgeladen und anhand der Dateinamen verknüpft. Anschließend wird für jedes Dateipaar ein automatischer Abgleich durchgeführt. 

Die Alignment-Tools prüfen die Struktur der Quell- und Zieldateien und gleichen den Ausgangstext Satz für Satz mit den möglichen Übersetzungen ab. 

Alignment-Tools sind dabei im Laufe der Zeit immer ausgefeilter geworden, weshalb solch automatisierte Prozesse heutzutage in der Regel hervorragende Ergebnisse liefern. 

Einige Tools sind ebenfalls in der Lage, einen Bericht mit einer Qualitätsbewertung auf der Grundlage interner Algorithmen zu erstellen, um anzuzeigen, wie erfolgreich das Alignment war.

Linguistische Überprüfung

Im Anschluss an den automatisierten Alignment-Prozess ist es empfehlenswert, das Projekt einem Linguisten zur Überprüfung zu übergeben. Dieser geht jedes Segment genau durch, um daraufhin einerseits die korrekten Übereinstimmungen bzw. Matches zu bestätigen und andererseits die falschen zu korrigieren (oder falls nötig zu löschen).

Beispiel: 

Ein fehlerhafter Match kann beispielsweise entstehen, wenn zwei englische Ausgangssätze als ein einziger deutscher Satz übersetzt werden, um so sicherzustellen, dass die Übersetzung sprachlich flüssig ist. Unter Umständen ist das Alignment-Tool nicht in der Lage, dies zu erkennen, sodass die darauffolgenden Segmente nicht mehr korrekt übereinstimmen.

Sobald der Linguist jedoch die erforderlichen Änderungen vorgenommen hat, kann er das automatische Alignment von diesem Punkt an erneut durchführen, wodurch alle falschen Matches aktualisiert werden.

 Wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, werden die bestätigten Segmente aus allen Dateien in ein vom Kunden gewünschtes TM-Format exportiert und können anschließend für weitere Übersetzungen genutzt werden. Es kann durchaus Situationen geben, in denen es zweckmäßiger ist, nur das automatische Alignment durchzuführen und das TM ohne abschließende linguistische Prüfungen zu erstellen. 

Sollten frühere Übersetzungen besonders einfach zu handhaben sein, da sie aus kurzen Sätzen bestehen, die sich sehr leicht zuordnen lassen, ist es möglich, für das Alignment aller Matches aus dem entsprechenden Translation Memory einen sogenannten „Abzug“ festzulegen. 

Wenn der Linguist dieses TM zukünftig für eine neue Übersetzung verwendet, wird bei allen Matches automatisch ein bestimmter Prozentsatz abgezogen. So wird beispielsweise bei einem Abzug von 10 % für alle 100-%-Matches stattdessen ein Wert von 90 % angegeben. Darüber hinaus werden die Segmente für den Linguisten als „zugeordnet“ markiert. Diese können bei Bedarf nachbearbeitet werden, sodass Sie sich abschließend sicher sein können, dass Sie als Ergebnis stets eine qualitativ hochwertige Übersetzung erhalten.

Faktoren, die vor dem Alignment von Übersetzungen zu berücksichtigen sind

Es gibt mehrere Faktoren, die zu einer Verbesserung der Alignment-Ergebnisse beitragen:

  •  Format der Quell- und Zieldateien. Verschiedene Dateiformate, z. B. InDesign- und Word-Dateien, werden von einem Translation-Memory-System unterschiedlich verarbeitet. Formatierungs- bzw. Variableninformationen werden in der entsprechenden Datei für die Übersetzung in Tags umgewandelt, die wiederum vom Alignment-Tool als Orientierungshilfe verwendet werden können. Wenn diese allerdings in den Quell- und Zieldateien unterschiedlich sind, kann es durchaus der Fall sein, dass die Segmente nicht so akkurat zugeordnet werden können, wie dies andernfalls möglich wäre.
  • Versionen der Quell- und Zieldateien. Eine Quelldatei kann nach der Erstübersetzung aktualisiert werden, um beispielsweise zusätzliche Informationen hinzuzufügen oder überflüssigen Text zu löschen. Wird die übersetzte Datei hingegen nicht entsprechend aktualisiert, gestaltet sich der Alignment-Prozess deutlich komplexer.
  • Sprachliche Qualität der übersetzten Dateien. Der Alignment-Prozess umfasst in der Regel keine linguistische Überprüfung der vorhandenen Übersetzungen. Daher ist es äußerst wichtig, dass der Kunde mit der Qualität dieser Übersetzungen zufrieden ist. Zwar kann der Linguist die Dateien während des Vorgangs überprüfen, jedoch ergibt sich daraus auch ein höherer Zeitaufwand.

Wie lange dauert das Translation-Memory-Alignment?

Die benötigte Zeit wird auf der Grundlage der Anzahl der Wörter in den Quelldateien sowie der jeweils verwendeten Dateiformate berechnet. Wir schätzen, dass für eine Reihe von MS-Word-Dateien beispielsweise 40.000 Wörter pro Tag entsprechend zugeordnet werden können. Bei anderen Formaten wie InDesign bzw. Framemaker reduziert sich die Anzahl hingegen auf 20.000 bis 25.000 Wörter pro Tag. Diese Berechnung beinhaltet ebenfalls das automatische Alignment und die linguistische Prüfung. 

Für eine genauere Einschätzung müssen jedoch all die in diesem Beitrag genannten Faktoren berücksichtigt werden.

Welche Kosten fallen beim Translation-Memory-Alignment an?

Die Kosten hängen maßgeblich von der Größe des Projekts ab, da diese Art des Alignments in der Regel nach Stunden berechnet wird. Dies bedeutet, dass wir Ihre Unterlagen und die von Ihnen gewünschten Sprachkombination im Vorfeld prüfen müssen, damit wir Ihnen anschließend ein passendes Angebot unterbreiten können.

Sie möchten wissen, ob sich Ihre Dateien für das Translation-Memory-Alignment eignen?